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Montag, 13. April 2015

The Dropout Patrol


Sanft und seidig - und doch mit Widerhaken.

Als 2012 dem selbstbetitelte Album von The Dropout Patrol auf dem Bänkelsänger ein paar Zeilen angediehen wurden, sprach ich davon, dass es "das neue Lieblingsalbum" werden könnte, wenn man sich für folkgetriebenem Indiepop begeistern kann. 2015 kann ich diese Worte für das via K&F Records und Altin Village & Mine erschienene "Sunny Hill" fast wiederholen.

Auf das erste Ohr ist der Ton rauher, die Melodien verschachtelter, die Rhythmik komplizierter. Der Folk, der schon vor drei Jahren eine deutliche Popschlagseite hat, findet nur noch in der hintersten Ecke statt, stattdessen mäandern deutliche schwerere Gitarrenakkorde durch das Album und verursachen dabei wundervollen Krach, oder eben "Beautiful Noise" wie es direkt im ersten Stück ahnungsvoll heißt. Auch das tolle, kraftvolle "Feeding Ghosts" hat deutlich mehr Energie, startet es doch mit energischer Instrumentalwucht und wird erst nach und nach von der federleichten  und jubelschweren Stimme Jana Sotzkos in die Schranken gewiesen. 

Musikalisch klingt das zuweilen nach Sonic Youth ohne deren harschen Überbau, nach Locas In Love (aber eben auf Englisch) oder nach Warpaint, wobei deren progressive Ausflüge auf dem letzten Album hier höchstens in den manchmal zu weit ausholenden In- und Outros zu finden sind. Paradebeispiel ist hier "Wednesday Nights At The Salon", dass sich fast ein Drittel seiner Spielzeit instrumental in ein mollenes Mantra hineinarbeitet: "No one, not tonight" heißt es, ein klares deutliches Statement, dass der dunklen Stimmung auf "Sunny Hill" die Krone aufsetzt. 

Bleierne Echos und heisere Schattengesänge  sowie eine tröstlich triste Entschleunigung im Mittelteil sorgen in "Fear Of Flight" für Atmosphäre, die Licht nur zwischen den Zeilen zulässt und dennoch funkeln sowohl die Musiker als auch die Sängerin wie schwarzer Samt. Dass sich "Sunny Hill" aber im Gegensatz zum Vorgänger nicht anschmiegen will liegt der deutlich stärkeren Musikaliät in jedem einzelnen Song. Es sind nicht nur einfach nur Popsongs, denen einen Postrockkorstett geschneidert wurde, vielmehr entfalten sie sich (zuweilen aber eben dann doch ein wenig zu viel) zu Nachtfaltern, deren irrisierende Flügel nach allen Seiten ausschlagen.

"Sunny Hill" macht es einem deutlich schwerer ein Lieblingsalbum zu werden, allerdings ist auch klar, dass nach ein wenig mehr Arbeit auch ein bisschen längeres Vergnügen entstehen könnte.


Montag, 2. März 2015

Locas In Love




Nichts ist so wie es scheint.

Nach „Lemming“ und „Nein!“ hätte alles Mögliche passieren können. Locas In Love hätten sich auf ihren Lorbeeren ausruhen können und nach einiger Zeit so ein ganz schlichtes kleines Album mit weiteren 10-12 Songs aufnehmen können. Es hätten wieder diese feinen melodischen Momente werden können, die mal mehr mal weniger lakonisch, mal mehr mal weniger befindlich, mal mehr mal weniger nachdenklich sein hätten können.

Als nun aber „Use Your Illusion 3&4“ dieser Tage veröffentlicht wurde und schon bei der ersten Ankündigung klar wurde, das es sich dabei um ein lupenreines Doppelalbum handeln würde, schienen die Vorzeichen doch andere zu sein. Zunächst bleibt alles beim Alten. Die Stücke heißen „Wer weiß“, „Teenager“ und „Durch die Dunkelheit“ und erzählen von diesen kleinen alltäglichen Begebenheiten zwischen Dir und Mir, zwischen Hier und Jetzt und von Uns zu Euch. Dabei wird musikalisch, wie auch schon andernorts erwähnt, die Zitatemaschine angeworfen und ein funkelperlenschönes Amalgam ausgeworfen, dass seinen Charme im niedlich Unperfekten findet, seine Eingängigkeit in den wirbelnden Gitarren und sonstigen Instrumenten und beschaulichen Refrains und im wie immer fröhlichen zweistimmigen Refraingesang. Die Kölner gehen ihren Weg so konsequent wie nachvollziehbar weiter und klingen doch anders als auf den Vorgängerwerken. „Teile“ erzählt von Verlust und Gedankenverlorenheit, „Neue Sachen“ wiederum von Aufbruch und Wiederkehr. Deutlich abstrakter als zuletzt und doch gedanklich gegenständlich.

Zum Ende des ersten Teils nimmt die Melancholie überhand und schöpft die ohnehin schon starke Melodieseligkeit komplett aus. Wieder werden globale Themen in winzige Episoden zerhackt, mit Erinnerungen vermischt und zu einem zwingenden, aber nie allzu dringenden Gerüst verknüpft. Kein Wunder, dass im bereits kürzlich vorgestellten „Da Ist Ein Licht“ The Smiths zitiert werden, die in dieser Disziplin sicherlich immer noch die Meisterschaft innehaben.

Doch jetzt ist „Use Your Illusion 3&4“ ja nun mal ein Doppelalbum, dessen Brückenschlag vielleicht schon mit dem Abgesang „Grand Canyon (Wish You Were Here)“ eingeräumt wird, einem sonderbaren Field-Recording mit viel Natur im Vordergrund. Was danach folgt ist ein krautiges und instrumentales Experiment, das vor allem in den stillen Momenten funktioniert und die vier Kölner von einer gänzlich anderen Seite zeigt. Auch hier wird zitiert, erinnert und bezogen, jedoch in einem deutlich undurchsichtigen Rahmen, so dass den Stücken zwar eine gewisse Kunstfertigkeit attestiert werden kann, zuweilen fehlt aber der Extraschuß Würze und Wärme, der den erzählerischen Momenten der Band bislang immer zu Gute kam.

Sicher ist der zweite Teil, der sich auch von der Tracklist eher wie eine routenoptimale Planung durch die Kölner Innenstadt liest und wohl diverse Haltestellen der KVB bezeichnet, kein Fehlgriff, aber eben auch nicht wirklich der Weisheit letzter Schluß.

So bleibt „Use Your Illusion 3&4“ ein Wagnis, das es sich aber einzugehen lohnt. Wie sonst könnte der Albumtitel auch verstanden werden, denn auch ohne Text kann die langweiligste Illusion zur schönsten Imagination werden. 

Montag, 16. Februar 2015

Lauschbilder: Locas In Love



"Denn immer wenn man denkt es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her."

Vor kanpp drei Jahren zuletzt als Rubrik geführt, kehren die Lauschbilder zurück. Zwar dieses mal nur in Einzahl, aber eben auch in Überlänge. Den Grund dafür bieten Locas In Love, die am 20.02.2915 ihr neues Doppelalbum "Use Your Illusion 3&4" präsentieren. Dem stellen sie nämlich einen launigen Kurzfilm anhand, in dem in ungeordneter Reihenfolge z..B. The Smiths, Elton, Die Muppets und Wetten Dass??? so ihre Rollen zu spielen haben. "Da ist ein Licht" wird intoniert und verspricht so Einiges für das neue Album und schürt die Hoffnung, dass nach dem furiosen "Lemming" erneut eine Großtat zu erwarten ist. Auf Tour sind Locas In Love dann auch noch, zuerst als Begleitung von Die Türen spielen Der Mann, im Frühjahr dann auch im Alleingang. 

Und nun, Vorhang auf:


...und hier noch die Termine:

21. Februar 2015 Köln - Parallel Plattenladen (Release Party) & Filmhaus Kino (Benninale)
26. Februar 2015 Oberhausen – Druckluft (mit Die Türen spielen Der Mann)
27. Februar 2015 Köln – Gebäude 9 (mit Die Türen spielen Der Mann)
20. März 2015 Düsseldorf – Pitcher
21. März 2015 Stade – Hanse Song Festival
19. April 2015 München – Milla
20. April 2015 Berlin – Monarch
21. April 2015 Jena – Café Wagner
22. April 2015 Leipzig - tba
23. April 2015 Hamburg – Nachtasyl
24. April 2015 Frankfurt – Das Bett
25. April 2015 Dortmund - Sissikingkong


Samstag, 21. April 2012

Aufgemerkt: Ben Schadow

Kleine Geschichten.

Bis zur Veröffentlichung dauert es noch einen knappen Monat, dann erblickt das erste Soloalbum von Ben Schadow mit dem hübschen Titel "Liebe Zur Zeit Der Automaten" das Licht der Welt. 

Vor einigen Wochen hatte ich bereits über Pretty Mery K geschrieben, bei denen Schadow ebenfalls als Musiker und Produzent mitwirkt und wenn man sich dann gleich mal seine Gesamtdiskographie mit allen Beteiligungen anschaut entdeckt man Namen wie Bernd Begemann und Dirk Darmstädter, Olli Schulz, Finkenauer und Kettcar, denen er allesamt schon mal mit Bassbegleitung mehr als ausgeholfen hat.

Nun also solo mit "Liebe Zur Zeit Der Automaten" (nach einer Geschichte von E.T.A. Hoffmann). Schadow macht keinen Hehl daraus, wo sich seine Inspirationsquellen schon überall durchs Geäst geschlängelt haben. Titel wie "Gnade trägt man in Särgen" oder "Einer aus Stolz, einer aus Scham" klingen nach 90er-Jahre Hamburger Schule, musikalisch gibt es hingegen Brückenschläge von 60s-Pop bis hin zu moderner Liedermacherharmonik und drängelndem Indierock.
Schadow skizziert kleine Alltagsszenerien ohne mit dem Seziermesser alles in seine Bestandteile zu zerlegen. Besonders gelungen ist das im nachdenklichen "Einer aus Stolz, einer aus Scham", das mit verschlepptem Walzertakt irgendwo zwischen grauer Melancholie und aufblitzender Ironie spielt. Im countryesken "Herz Aus Holz" holt er wiederum so fein ziseliertes Liebesliedchen aus wenigen fein gesetzten Worten und das abwechslungsreiche "Eigentlich kann es ja nur besser werden" erinnert gar an die Großtaten des besten deutrschsprachigen Albums des Vorjahres von Locas In Love. Manchmal verwandeln sich die Songs auf  "Liebe Zur Zeit Der Automaten" allerdings auch in eine Art Zitatenreigen, da "heilen Wunden" wie im dann doch recht liebestrunken vor sich hin mäandernden "Heller Fleck im schwarzen Meer" gleichermaßen wie der "Regen grau durch das Glas der Wand schleiert." (Was wenn es mich wach entdeckt). Das Album sammelt in seinen mit In- und Outro einfassten 10 Stücken viele Kleinigkeiten auf, fügt sie mit Versatzstücken, die Schadow in den letzten zwanzig Jahren zu Ohren gekommen sind, zu einem phantastischen, wenn gleich doch erschreckend realistisch erscheinenden Mikrokosmos zusammen. Es geht um Liebe, um Tod, um Romantik und vor allem um die Wege sich gesanglich damit auseinanderzusetzen. Schadow gelingen hier immer wieder aneckende Gedankenspiele, die sich vielleicht nicht immer vollends innovativ, aber konsequent sympathisch präsentieren und dabei das ein oder andere Augenzwinkern zulassen.

Das Album erscheint am 18.05.2012 via Timezone, die Single "Ich Fall immer auf die gleichen Dinge rein" bereits 2 Wochen früher.

Hinhören darf man aber auch hier schon mal:

  

Samstag, 16. Juli 2011

Locas In Love



...und der Bänkelsänger auch.

Viele Worte bedarf es nicht, um "Lemming", den vierten Longplayer, der Kölner von Locas In Love zu beschreiben. Zwar könnte man hervorheben, dass "Über Nacht ist ein ganzer Wald gewachsen (das Licht am Ende des Tunnels ist ein Zug)" so geradewegs in dieses Album hineinführt, dass man, allen Scheuklappen zum Trotz und die Zitatemaschine aus dem Fenster werfend, sofort drin ist. Drin, das heißt bei "Lemming" in einem kleinen, gemütlichen aber dennoch streitbaren Kosmos, der von Stefanie Schrank, Björn Sonnenberg und Jan Niklas Jansen bewohnt wird. Man fühlt sich wohl, auch wenn mahnende Titel schon in die Irre führen können. "Es ist alles wirklich so schlimm wie es scheint" steht da. Dahinter verbirgt sich ein kleiner berechenbarer Popsong, der mit Glockenspiel und Krachgitarre trotzdem Wärme und Herzlichkeit ausstrahlt. Oder "Ist das Blut?" Fast schon provozierend steht dessen anfänglich schlichteres Gerüst wie ein Fels in der Brandung, schließlich geht nach der kurzen Einleitung dann doch noch die Post ab. Und dann "An den falschen Orten". Wäre auch kein schlechter Tocotronic-Schlager geworden, "Lemming" knüpft, wenn auch mit anderen musikalischen Mitteln textlich durchaus an "Schall und Wahn" an, ist aber persönlicher. Gerade beim Übergang in den Refrain spielen die drei Musiker Gefühls-Schere-Stein-Papier, je nach eigener Konstitution darf sich hier jeder Mal als Gewinner fühlen. Da jangelt die Gitarre und darf den süßlich-realistischen Gesang Stefanie Schranks ungewohnt kraftvoll umranken. Jetzt noch "Spoiler Warning" und dann ....nun gut, jetzt sind's dann doch noch ein paar mehr Zeilen geworden, aber zuviel verraten ist ja noch nicht. Ich lege "Lemming" jetzt einfach all denen ans Herz, die sich mit deutschem Pop/Rock/Noise/Folk anfreunden können/sollen/wollen/müssen und beschließe mit dem Verweis den Hörvorschlag: